Commissaire Chevalier 01 - Tod in La Rochelle by Vinet Jean-Claude

Commissaire Chevalier 01 - Tod in La Rochelle by Vinet Jean-Claude

Autor:Vinet, Jean-Claude [Vinet, Jean-Claude]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7517-2858-4
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2023-03-31T00:00:00+00:00


SONNTAG, 20. JUNI

Sie standen in der Salle Jéhan Marichon, eine halbe Etage über dem Wehrgang. In diesem Augenblick wurden die sterblichen Überreste von Jules Leglise abtransportiert. Der Raum hatte hohe neogotische Fenster und war mit einem seltsam gemusterten Boden ausgelegt, was momentan jedoch niemanden interessierte.

Commandant Simon trug Hemd und Uniform, deren Bügelfalten so scharf waren, dass man glaubte, sich daran schneiden zu können. Chevalier fragte sich, wie er mitten in der Nacht derart perfekt aussehen konnte. Er selbst hatte ein graues T-Shirt übergestreift, das ihm irgendwer gereicht hatte. Zudem war seine Jeans mit Blutflecken überzogen.

Er hatte Sandrine kurz informiert und geschockt zurückgelassen. In ihrer Welt gab es die Kunst und den Schöngeist, nicht die Brutalität, mit der er sich tagtäglich auseinandersetzen musste. Chevalier war darüber froh, denn wenn er nach Hause kam, konnte er seine Berufswelt abstreifen und in ihre eintauchen. Das gab ihm Kraft.

»Was für ein riesengroßer Mist, ein Desaster!« Präfekt de Daillon war in Fahrt und vergaß jede Etikette. »Erst Moyon, dann eine angeschossene Kollegin und Verletzte beim Einsatz. Und ich bin noch dumm genug, mich vor die Presseidioten zu setzen, um ihnen den falschen Täter zu präsentieren! Und was macht der wahre Mörder? Er schlachtet den Präsidenten des Département-Rats ab. Was für ein Desaster«, wiederholte er. »Morgen kommen die Reporter wie Schmeißfliegen angeschwirrt. Da können wir uns auf was gefasst machen! Paris wird reagieren und Beamte der Direction de la Surveillance du Territoire schicken.« Er sah Sébastien Simon aufgebracht an. Der nickte nur. Die Spezialeinheit der Police national wurde automatisch auf den Plan gerufen, wenn eine politisch motivierte Tat nicht auszuschließen war.

Simon wandte sich an Chevalier. »Wie beurteilen Sie die Lage?«

Chevalier schreckte auf. Er war völlig fertig und wollte nur weg von diesem Turm. Seine Hände brannten wie Feuer, doch das war zweitrangig. Ihn interessierte die Frage, ob sie wichtige Hinweise übersehen hatten. Außerdem machte er sich Vorwürfe, den Widersprüchen der Fahndung nicht vehementer nachgegangen zu sein. Da waren die Erpresserbriefe, und da war Alexandre Moyon, der noch halb im Delirium seine Unschuld beteuert hatte.

Er räusperte sich. »Wir hatten keine Chance. Jules Leglise war von Anfang an verloren.« Er schüttelte den Kopf. »So wie ich das sehe, ist der Täter auf einem privaten Kreuzzug. Er wollte Leglise töten. Es muss in der Vergangenheit einen Vorfall in Verbindung mit den Opfern gegeben haben, bei dem er zu Schaden gekommen ist. Nun sinnt er auf Rache.«

»Wieso jetzt?«

Chevalier zuckte mit den Schultern. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«

»Sie hatten Kontakt. Wie müssen wir uns das vorstellen?«

»Der Mann hat Ségolène Meunier und mich gezielt hierhergelockt. Er hätte mich auf dem Wehrgang und die Reporterin vor dem Turm ohne Probleme töten können, doch das war nicht seine Absicht. Er will die Menschen, die ihm Schlechtes zugefügt haben, nicht nur bestrafen, indem er sie umbringt, sondern er möchte, dass die ganze Welt davon erfährt. Deshalb hat er die Reporterin hierhergerufen. Mir wollte er einen Tipp geben, damit wir herausfinden, wo der Grund für seine Rache liegt. Ich soll über Jean Moyon in die Vergangenheit der Opfer gehen und dort suchen.



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